WESER-KURIER   -Wümme-Zeitung          Di. 6. Mai 2003

 

 

Die Künstlerin vor dem Bild „Je suis belle" - auf Deutsch: ich bin schön.            Foto: Hasselberg

Ein Fest der Farben und Sinne

Renate Vogel-Stelling zeigt neue Werke in Galerie Art99

Von unserer Mitarbeiterin Donatha Holz

Worpswede. Rot ist die Farbe der Energie, der Kraft, der Liebe und der Erotik. Auf dem „Fest der Farben" von der Malerin Renate Vogel-Stelling spielt Rot die Hauptrolle. Gefeiert wird dieses Fest der Farben und der Sinne jetzt in der Galerie Art99 im Kunstcentrum Alte Molkerei, wo die Künstlerin eine Reihe neuer Arbeiten präsentiert.

„Temperament, Erotik. Liebe ...". Es ist die Frau in ihrer Weiblichkeit und Sinnlichkeit, die im Zentrum der Arbeiten von Renate Vogel-Stelling steht. Sie offenbart sie in ihrer Sensibilität. Lust, Melancholie und Energie, wobei gleichzeitig ein Stück ihres Inneren, ihrer Seele an die Oberfläche tritt. Dabei werden Linie, Form und Farbe durch einen dynamischen, kräftigen Pinselstrich bestimmt.

Die in Danzig geborene Künstlerin nimmt mit einer Reihe von Arbeiten Bezug auf ihre Heimatstadt, in der es eine Straße namens Frauengasse gibt. Schlendert man nun in der Galerie durch die „Frauengasse", begegnet man zunächst drei Frauen mit schlanken Figuren, die ihre Weiblichkeit selbstbewusst zur Schau stellen Die Künstlerin hat für diese Darstellung ein schmales Formal gewählt und so die Gestalt einer jeden Frau betont. Ihre Präsenz wird durch die Farben Rot, Gelb und Orange bestärkt. Geht man ein Stück weiter, so trifft man auf eine Frauengruppe mit dem Titel „Je suis belle". Hier zeigt sich auch das Konkurrenzverhalten von Frauen - kritisch und herablassend betrachten sie sich gegenseitig. Jede glaubt,

 

die Schönste zu sein. Die geballte Weiblichkeit kommt auf den Betrachter auch in der Arbeit „Manege frei" zu. Eine Gruppe rothaariger Frauen stürmt auf die Bühne, sie reißen die Arme hoch und scheinen einen Tanz zu beginnen. Wenn Renate Vogel-Stelling ihre dynamischen Striche setzt, um ihre Figuren zu entwickeln, so setzt sie häufig diesen Rhythmus der fast wellenartigen Linien im Hintergrund fort. Dadurch wird einmal mehr die Lebendigkeil der einzelnen Arbeiten deutlich.

Im Rahmen der Einführung, die der Vorsitzende des BBK, Erhard Kalina, übernahm, erläuterte Vogel-Stelling selbst ihre Arbeit. Sie sprach von dem Kampf mit der weißen Leinwand, dem Beginn mit dem ersten Pinselstrich bis hin zu Zerrissenheit, Trauer und Glück während des Schaffensprozesses. Ist eine Arbeit abgeschlossen, begibt sich die Künstlerin schon bald auf die Suche nach neuen Formen und Inhalten.

Eine neue Reihe findet man in dieser Ausstellung mit den „Stelzenmännern". Hier hat Renate Vogel-Stelling, die sonst Ölfarben bevorzugt, mit Acryl auf Papier gemalt und sich in der Farbigkeit stark zurückgenommen Mit nur wenigen schwarzen Strichen hat sie die Männer, die sich auf ihren Stelzen fortbewegen, geformt. Im Hintergrund leuchtet eine orangerote Sonne, die ein zartes Licht um die einzelnen Figuren wirft. Eine weitere Neuheit in ihrem Werk sind kleine Lampen, in denen zarte Zeichnungen der Künstlerin sichtbar werden

Die Ausstellung „Fest der Farben" ist bis zum 5. Juni in der Galerie Art99 zu sehen. Öffnungszeiten- dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.