ACHIMER KREISBLATT

Mittwoch, 12. September 2007

Kolossalgemälde in freier Natur

Renate Vogel-Stelling empfing Besucher zum Offenen Atelier mit ihren neuesten Arbeiten im Garten

STUCKENBOSTEL (kr) • Kunst benötigt das richtige Umfeld, um seine Wirkung zu entfalten. Museen und große Galerien setzen gerne ihre wichtigsten Werke in hohen, weißen Räumen in Szene. Die Stuckenborsteler Malerin Renate Vogel-Stelling nutzte am Sonntag ihren weitläufigen Garten mit den mächtigen, alten Bäumen, dem üppigen Grün und einem lauschigen Teich im Hintergrund, um ihre neuesten Bilder Kunstfreunden vorzustellen.

Absoluter Star und Hingucker der Bilderschau war ein herrliches Kolossalgemälde in den Maßen drei mal zwei Meter mit dem Titel „Die phantastische Welt der Fabulos und Wellenweiber". Ein reiner Farben- und Formenrausch, der glühendes Rot in den Mittelpunkt stellt. In wogenden Wellen tanzende Pferde und Meerjungfrauen, aus den Fluten empor steigend,  ineinander verschlungen und sich umeinander windend, Urgewalten folgend und sich darin selbst genügend, huldigt die im In- und Ausland bekannte Malerin dem Eros.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                Rausch in Rot: Renate Vogel-Stelling vor dem Bild „Die phantastische Welt der Fabulos und Wellenweiber Fotos(2) Keppler

 

 

 

 

 

Eine beeindruckende Präsentation mit neuen Ölbildern unter freiem Himmel

Eine Wandelgalerie lud auf die ausgedehnte Rasenfläche. Insbesondere die Bilder mit erotischen Motiven waren es, die ein wenig provokant, aber immer künstlerisch anspruchsvoll, und mit großer Ausdrucksstärke die Blicke der Betrachter auf sich zogen. Frauenakte stellt Renate Vogel-Stelling stets in Öl dar. Kräftige Formen und geschmeidige Bewegungen sind mit einem feinen Ausdruck und Mimik in Gesichtern und Körperhaltungen plastisch hervorhebt.

 

Menschenbilder als Hommage an Rodin suchen nach der Schönheit selbst. Neben der vielen nackten Haut, die Renate Vogel-Stelling malt, beeindrucken vor allen die Gesichter. Frauen mit verhangenem Blick, einander zugewandt im Gespräch, in großer   Abendrobe oder schlicht im Alltagskleid.

Ihre „schöne" Malerei kontrastiert die Stuckenborstelerin mit zeitkritischen Themen. Hunger in Afrika, Kinder als die eigentlichen Opfer von   Kriegen,   zwischenmenschliche

Szenen aus der Prager Botschaft 1989 und nicht zuletzt das bekannte Portrait   Michail   Gorbatschows, das sie ihm persönlich verehrte und das einen festen Platz in der Deutschen Botschaft in Moskau gefunden hat, bestimmen die Motive. Renate Vogel-Stel ling, Nichte des Landschaftmalers Willi Vogel, der als der letzte große Romantiker mit seinen stimmungs- vollen Impressionen galt, stammt aus Danzig, wuchs aber in Bremen auf. Ermun- tert von ihrem Onkel, der ihr

Talent erkannt hatte, durchlief sie von 1986 bis 1990 eine Ausbildung in der freien Malerei bei bekannten Künstlern in Nizza, Worpswede und Bremen. In mehr als 55Einzel- und Gruppenausstellungen erarbeitete sie sich einen Ruf als progressive Künstlerin, mit deren Werken sich Galerien von Wien bis Brüssel schmücken. Jedem Bild gehen zahlreiche Skizzen voraus. So auch dem neuesten Zyklus von Pferdeimpressionen, die die Kraft der edlen Tiere von ihrer schönsten Seite zeigen und die beim Tag des Offenen Ateliers viele Bewunderer fanden.